Oster-Singkurs III

Hallo ihr Lieben,
schön, dass ihr wieder mitmacht!

Sollte der eine oder die andere von euch sagen: „Das ist jetzt aber schon recht viel Stoff, oder?“ – hättet ihr völlig recht.
Aber bedenkt: Auch ein üppiges, überbordend dekoriertes All-you-can-eat-Buffet ist kein „Eat-all-Buffet“. Man darf sich auch einfach drei Salzstangen und einen Schokoladenpudding nehmen, wie mein Bruder es als Kind beim Smörgåsbord auf der Fähre nach Dänemark gemacht hat, und später in Ruhe noch eine zweite Runde machen.
Ich stopfe hier so viel rein, WEIL ihr die Möglichkeit habt, selbst zu dosieren. Tut es schamlos. Der Rest des Kurses läuft euch ja nicht weg.

Habt ihr einen gut fangbaren, schweren, handlichen, weichen Gegenstand dabei? Etwa ein Pfund grobes Salz (gut in Tüte verpackt) oder ein Päckchen Linsen? (Das Sauerkraut hatte sich ja nur bedingt bewährt.)

Dann können wir ja loslegen.

Das heutige Amöbenkostüm sieht so aus (wiederum gezeichnet von Andreas Vesalius (1514-1564).
aus: „Andreas Vesalii de corporis humani fabricalibri septem“

Hier ist der Film für heute:

Hier der Text zur Abschwing-Etüde:

Plot: Schuft hasst Bond –
Bond schießt halt gut.
UND Bond hat Ruth,
und Ruth ist blond.
Schuft grollt, mischt Gift.
Bond zielt und trifft.
Blut tropft, Schuft flieht.
– – – Schiet!

Man beachte, dass in diesem hochpoetischen Werk bei der Stelle, wo es um Ruth geht (und nur dort!) ein umarmender Reim verwendet ist.
Für nachher: Weil man in diesem Lied ja dringend eine Möglichkeit bräuchte, den Doppelpunkt mitzusingen, damit die erste Zeile verständlicher wird, füge ich hier ein Video ein, wo Viktor Borge (eins meiner Bühnenidole) dazu einen sehr guten Vorschlag macht:

Hier sind die Noten für Bond:

Ich sags ja im Film mehrmals, aber sicherheitshalber hier noch mal:
Der Sinn des Ganzen ist, dass JEDES EINZELNE „t“ weich und elastisch abfedert, so dass der Bauch dadurch eingeladen wird, weit und gelöst zu werden, und dem Zwerchfell Platz zu machen, wenn es nach unten schwingt, denn dann strömt die Luft von selbst in die Lungen. Und weil sich das, wenn es gut läuft, wie Wegfliegen anfühlt, heißen die beiden Hälften der Lunge ja auch LungenFLÜGEL.

Hier noch der heutige Kanon.
Wenn euch das zu viel Stoff sein sollte, schon wieder etwas Neues zu lernen, oder ihr einen Teil der Stücke noch zu schwer findet, hebt euch einfach was für später auf. Oder überspringt etwas oder hört nur zu oder singt stattdessen mit dem gestrigen Film noch mal einen der schon bekannten Kanons. Aber holt diesen nach, schon der Text allein lohnt sich.


Ich bin sehr glücklich, dass Gabriele Patzak zugestimmt hat, dass wir ihren Text in dieser Fassung zusammen singen dürfen, denn ich liebe dieses Gedicht schon seit Langem.
Und, was mich noch mal extra freut: sie singt mit uns mit!

Das wars für heute! Viele liebe Grüße
Julia

P.S.: Falls ihr euch fragt, welche Art ausgefeilten technischen Equipments man braucht, um so einen Kurs zu erstellen – das kann ich euch sagen. Ihr braucht:

  • Wiese oder Waldlichtung, dekorativ,
  • Wetter über 5°C und vorzugsweise ohne Sturm und Regen, wie auch immer ihr das organisiert,
  • einen Hochsitz oder Ähnliches, an dem man Fahrrad und Spülschüssel stabil befestigen kann,
  • ein Fahrrad mit breitem Sattel und Gepäckträger,
  • zwei Spülschüsseln, eine große als Windschutz und eine kleine, tiefe als Stativ,
  • eine Radtasche als Stativunterbau (wahlweise kann auch der Fahrradgepäckträger dazu dienen),
  • MacBookPro von 2014 und dessen Einbau-Mikro und -Kamera so wie das Programm iMovie,
  • diverse Spanngummis zum Befestigen der Windschutz-Spülschüssel und zum Fixieren des Radtaschen-Spülschüssel-Computerstapels oder des Fahrrad-Spüschüssel-Computerstapels,
  • ein Stück Samt, das das letzte Ausmisten überstanden hat, und drei Stücke Tesafilm zum winddichten Abdecken des Mikrophons bei wenig Wind,
  • Omas Seidenschal, wahlweise zum Fixieren des Fahrrads am Hochsitz oder zum Abdecken des Mikros bei mittelviel Wind (bei mehr als mittelviel hilft nur, nach Hause zu gehen),
  • Nickijacke als Extra-Windschutz um die Spüschüssel
  • Plastiklunge, Guitalele (das ist die Mikro-Gitarre), Textschildchen, Wurfzubehör, Gummibänder und so weiter,
  • viel zu essen. Richtige Sachen. Nudelpfanne mit Gemüse oder so. Keine Kekse. Hungrig oder mit Krümeln zwischen den Zähnen zu unterrichten ist beides ganz unschön,
  • Biomilchflasche voll mit warmem Tee. Heißer ist blöd, auf den muss man zu lange warten. Kalter ist blöd, wenn die Temperaturen sinken.
  • Spickzettel mit Kursvorbereitung (vorzugsweise den vom richtigen Tag),
  • Haarbürste! Ganz wichtig und dauernd gebraucht. (Ich weiß selbst, dass es nicht danach aussieht!)

Ihr seht also, ohne profunde Ausrüstung ist das alles nicht zu machen.

Bonusmaterial – einfach schon mal ein kleiner Hamstervorrat an Infos für die Unersättlichen:

Wie Größe und Gewicht eines geworfenen und gefangenen Gegenstandes sich auf die Muskulatur auswirken, seht ihr sehr schön in den ersten 90 Sek. der Pantomime „The Little Ball“ von Carlos Martinez. Allerdings fängt er nicht, wie ich es von euch gern hätte, als Federung, sondern mit Festhalten, damit besser zu sehen ist, wie schwer er ackern muss. Also nur Anschauungsmaterial, kein Vorbild fürs Singen in dem Fall.

Wer gern noch mehr Erklärungen hätte, für heute oder später, findet hier 90 min. Seminar vom Niedersächsischen Kirchenmusikkongress 2019, deshalb mit viel mehr Hintergrundwissen und genaueren Erklärungen als wir es hier machen, dafür weniger Wellness. Thema war „Stimmbildung – wie und warum?“, hauptsächlich für ChorleiterInnen gedacht. Aber auch zum Einfach-so-Singen anzuwenden.

…den Kurs sollte man wahrscheinlich langsamer ablaufen lassen. Ich rappele wie ein aufgescheuchtes Huhn, weil ich so aufgeregt war und solche Sorgen hatte, die Leute womöglich zu langweilsen.

Wer lieber einfach noch singen will, kann zum Beispiel den Kanon hier noch probieren (unten ist auch wieder ein Übe-Video):

Ihr erinnert euch an Sissel? Von den Blogbeiträgen von vor drei Tagen und gestern? Die kann auch klassisch. Und schon wieder ohne Grimassen! Meiner Meinung nach sind all diese gängigen Anweisungen, „mit einem kleinen Hüfthalter in der Oberlippe“ zu singen, „immer schön die Bäckchen anzuspannen“ oder „eine Schnute zu machen“ nicht nur überflüssig, sondern Sabotage des eigentlichen Singens. Es geht doch auch so wie hier.

Und: Jodeln im MRT

Schluss!

Liebe Grüße
Julia

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