
Hallo ihr Lieben!
Nikolaus! Und Steffis Geburtstag!
Habt ihr geputzte Schuhe vor die Tür gestellt? Und waren sie heute Morgen voller Mandarinen, Nüssen und Schokolade? (Unbedingt komplett rausnehmen, bevor ihr die Stiefel das nächste Mal anzieht!)
Heute gibts wieder einen ABC-Dialog, diesmal im Rhythmus „ABC / Dialog / Bäckerei / Anapäst“. Viel Vergnügen!
Wie ging es gestern mit dem Sternezeichnen?
Ich werde in die Kurswebsite vermutlich eine Notruf-Funktion einbauen, so dass man, wo immer nötig, Unterstützung und hilfreiche Rückmeldungen anfordern kann. Was für weniger gefestigte Naturen unter den Kurserfinderinnen ein Anlass sein könnte, extra lückenhaft zu erklären, damit alle gezwungen sind, den Extra-Service zu buchen 😀.
Aber da ich es ja erstens liebe zu erklären und zweitens, meine Ruhe zu haben, werde ich solche Strategien vermutlich doch eher anderen überlassen.
Aus der Reihe „Spaß mit Karaoke“: Wer gern mal so richtig jubilieren möchte, findet hier Händels „Rejoice“ aus dem Messiah zum Selbst-Singen mit tollem Orchester.
Hab ich euch übrigens schon von meinem Bruder erzählt?
Dessen Lebenslauf sehe ich ja immer mit Bewunderung.
Nachdem er an der Waldorfschule all die Dinge lernen durfte, die mich viel mehr interessiert hätten als ihn (zum Beispiel Knotenzeichnen), studierte er Geologie, mit großer Begeisterung für Exkursionen ins Mekong-Delta und Ähnliches, und (wie ich bei Rhythmik) ohne klare Aussicht, was sich danach damit anfangen ließe.
Es stellte sich am Ende raus: Auch für ihn als Einserkandidaten gab es keine spannenden Arbeitsstellen, die was mit Saurierknochenausgraben zu tun gehabt hätten, höchstens was mit Altlastensanierung auf den Grundstücken ehemaliger Tankstellen.
Daraufhin machte er die typischen Akademikerjobs: Buchhandlung (besonders ungern: Weihnachtsgeschenke einpacken) und Paketversand (meist nachforschen, ob jemand unerlaubt Geld als Päckchen getarnt ins Ausland schicken wollte.)
Die beste Geschichte war, wie sein Kollege, der es verdächtig fand, dass jemand so viel Porto für ein Übersee-Paket voller ganz preisgünstige Alltagsgebrauchsartikel ausgeben wollte, auf den Kniff kam, die beigelegte Zahnpastatube hinten aufzuschneiden. Und siehe da, zahncremeverschmiert kam eine Rolle von größeren Geldscheinen zutage, und das Paket wurde abgelehnt.
Aber Spannenderes passierte da eigentlich nicht, und es war nicht so die leckerste Perpektive, das bis zur Rente zu machen.
Nebenher trieb er ein bisschen Aktienhandel zum Spaß, und das führte dazu, dass irgendwann ein Kumpel sagte, er sei da bei so einer Wertpapierhandelsbank, die gerade im Aufbau sei, lauter abgebrochene Studenten, die sich einfuchsten, und ob er nicht Lust hätte.
Er hatte.
Fortan fing er morgens um vier an zu arbeiten (weil da die Börse in Tokio aufmacht) und war ziemlich begeistert.
Nach und nach verbesserten sich Arbeitszeiten und Gehalt, und er guckte immer mehr nach ihm Eingestiegenen auf die Finger.
Und je größer und erfolgreicher die Firma wurde, desto schlechter wurden Arbeitsklima und ethischer Anspruch des Ganzen. So dass nach einigen Jahren der komplette Mittelbau der Bank geschlossen abwanderte und woanders eine Finanzabteilung aufbaute, die alles besser machen würde.
Das war der Plan.
Allerdings wurden auch hier die ehemaligen Kumpels, die jetzt Chefs waren, mit wachsender Größe und steigendem Erfolg immer weniger geneigt, sich an geltende Gesetze, etwa zum Schutz vor Geldwäsche, zu halten. Mein Bruder hatte irgendwann die Nase voll davon, immer und immer wieder auf die prinzipielle Sinnhaftigkeit der Gesetzeslage hinzuweisen, und begann, sich nach Alternativen umzusehen.
Sobald er etwas hatte, wollte er kündigen.
Der Geistesblitz, was denn mal eine schöne neue Laufbahn sein könnte, ließ aber auf sich warten.
Und irgendwann war ihm der Finanzjob und der Geist, der sich auch in die neue Firma eingeschlichen hatte, so zuwider, dass er kündigte. Einfach so, von jetzt auf gleich.
Ich habe ihn selten so fröhlich erlebt wie nach dem Schritt.
Und dann nahm er sich Zeit, herauszufinden, wo es hingehen könnte.
Ein ganzes Jahr.
Und kurz bevor es um war, fuhr er mit seiner zauberhaften Frau in den Urlaub nach Schottland und verguckte sich in die Sorte Laden, die es da gibt, die so aussieht, als ob der Besitzer in seinem Wohnzimmer sitzt, umgeben von lauter Lieblingssachen. Und all die Lieblingssachen kann man kaufen, notfalls sogar die Möbel.
Und kein Mensch könnte definieren, was für eine Sorte Laden das jetzt ist.
Ja, es gibt Deko, aber es ist kein Deko-Laden.
Es gibt schöne, hochwertige Schreibutensilien und handgemachte Buchbinderstücke, aber es ist weit von einem Schreibwarenladen weg.
Es gibt traumhafte oder auch sehr schrille Drucke von Werken des nebenan sitzenden Fotografenkollektivs. Und Rahmen. Aber „Galerie“ wäre eine völlig irreführende Bezeichnung.
Und trotz Taschen, Schmuck und Keramik ist es auch kein Kaufhaus.
Abgesehen davon, dass es kein Fünfzehn-Quadratmeter-Kaufhaus gibt.
Na, und nachdem das erste Jahr ganz gut anlief mit langsam steigenden Umsätzen, war das zweite Jahr einfach Corona. So dass meine Schwägerin (sonst völlig überbuchte Hochzeitsfotografin) und er sich Drogeriejobs suchten und gegen die Hamsterei der beunruhigten Nachbarn an im Höchsttempo Toilettenpapier in die Regale räumten. Er macht das bis heute jeden Tag, bevor er um zwölf den eigenen Laden aufmacht.
Deshalb hier mein Tipp für Weihnachten: die großen Versandhändler (ich brauche keine Namen zu nennen) haben sowieso schon unfassbar verdient an der ganzen Situation, die müsst ihr nicht mit aller Kraft am Leben halten.
Aber wenn ihr schöne und ausgefallene Weihnachtsgeschenke braucht und gleichzeitig den Einzelhandel und speziell Leute, die sich einen Traum erfüllt haben, unterstützen wollt, guckt euch den Onlineshop von www.atelierpunkt91.de an.
Alle HamburgerInnen können direkt live stöbern gehen, mitten in St. Pauli (Clemens-Schulz-Str. 91).
Lohnt sich. Die Sachen, die ich von da habe, mag ich sehr.
Na, und Fritjof sowieso.
Es lebe die Kunst! Sebastian Krämers Lied „Mein Bruder“
Und mein Lied zum selben Thema.
Viele liebe Grüße, bis morgen!
Julia
